Konzert mit Lettischen Bläser
Dez
„Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie
ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“ Klagelieder 3, 22-23
(Monatsspruch Oktober)
Schlaflos in Schönebeck. Oder fällt dir gleich „Schlaflos in Seattle“ ein? Ein Film aus den 90er Jahren, der die Hoffnung thematisiert, die wahre Liebe zu finden. Sam Baldwin, macht sich in dem Film nach dem Tod seiner geliebten Frau auf den Weg – zunächst wegen der Trauer, dann wegen der Liebe. Schlaflos in Schönebeck? Mein Mann schrieb letztens einen Blogbeitrag, warum es eigentlich „Tagebücher“ heißt, und nicht „Nachtbücher“, wo seine Frau doch immer mal nachts aufsteht, um in ihr Tagebuch zu schreiben. Richtig, ich stehe manchmal mitten in der Nacht auf, um zu schreiben und manchen Gedanken auch vor Gott auszubreiten, doch danach kann ich gut wieder ins Bett gehen und weiterschlafen. Nachts genieße ich die Ruhe und Stille - und schlafen kann ich ganz gut.
Ich höre immer wieder, dass Menschen schlecht einschlafen oder durchschlafen können. Gedanken kreisen, Nachrichten drücken, Trauer und Abschied rauben den Schlaf, ebenso wie Aufregung vor einer Untersuchung, einer Prüfung, oder einem ersten Date. Freude macht einen genauso wach wie Sorgen das tun. Beides kann uns nicht einschlafen lassen. Die einen beginnen Schäfchen zu zählen, kochen heiße Milch mit Honig, oder suchen was zum Einschlafen. Eigenmedikation ist nicht immer das beste Mittel der Wahl und ein Gespräch mit anderen – auch Ärzten oder Therapeuten – kann hilfreich sein.
Seelsorge und Selbstfürsorge ist im Kontext von Gemeinde ein erster Schritt. Gemeinsam vor Gott treten – in Gespräch und Gebet. Vor vielen Jahren erzählte mir eine Frau, dass sie nachts, wenn sie nicht schlafen kann, Bibelstellen entlang des Alphabets sucht:
A– Alle eure Sorgen werft auf Gott,
B – Beiehlt dem Herrn deinen Weg,
C – Christus ist meine Zuversicht,
D - ...
Daran dachte ich, als ich den Monatsspruch für Oktober im Kontext las. Was in den deutschen Bibeln nicht so erkenntlich ist, die Klagelieder beten entlang dem hebräischen Alphabet. Das Buch der Klagelieder setzt sich aus fünf Kapiteln zusammen, die die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 587 v. Christus voraussetzen. Die fünf Kapitel sind aufeinander aufgebaut und nehmen mit auf einen Weg von Klage zur Hoffnung, und enden doch mit Bitten und einer Frage. Vielleicht sind die Texte eine Hilfe zum Beten in den nächsten Monaten, die mit Erinnerungstagen und Gedenken, Buß- und Bettagen gefüllt sind, und die Traurigkeit für manchen überhandzunehmen scheint, weil es auch draußen dunkler und trüber wird. Mitten im Buch der Klagelieder stimmt der Beter mutmachende Klänge an und erinnert an die Treue Gottes. Worte der Hoffnung, die da weitergegeben werden. Hinweisen will ich auf das „Dennoch“, mit dem der Monatsspruch im vorangehenden Vers 21 eingeleitet wird und dem Nachklang (V. 25-26), in dem es heißt: „Der HERR ist gut zu denen, die auf ihn warten und ihn suchen. Deshalb ist es gut, still zu werden und auf die Befreiung durch den HERRN zu warten.“ Gemeinsam können wir beten und die Gelegenheiten für Begegnungen im Gemeindeleben suchen und der Hoffnung Raum geben – in unseren Gesprächen und Gebeten. Denn Gott ist treu, das ist was zählt. Am Tag und in der Nacht.
Eure / Ihre
Claudia Sokolis-Bochmann
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie und ihr Förderverein feiern 30 Jahre musikalische Vielfalt im Salzlandkreis. Von geschichtsträchtigen bis außergewöhnlichen Spielstätten - die KLÄNGE IM RAUM erkunden die kulturelle Vielfalt vor der eigenen Haustür. Eine Spurensuche voller Schätze und Kleinode, die auch wieder in einige Kirchenkreis-Gotteshäuser führt: unter anderem nach Atzendorf, Egeln Nord, Gottesgnaden und Schadeleben.
Konzertreihe der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie führte am 05.05. 2024 in unser SCHALOM-Haus.
Hier eine kleine Rezension von Andreas Bochmann, eines Zuhörers, die wir gerne veröffentlichen.
Da spielte die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie anlässlich der 30 Jahre „Klänge im Raum“ am Sonntagnachmittag dem 05. 05. 2024 im SCHALOM-Haus in Schönebeck die wunderbaren Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi … und ich Kunstbanause dachte statt an Frühling, Sommer, Herbst und Winter an „Szenen einer Ehe“.
Zu schön waren die süßen Duette zwischen Violine (Alejandro Carrillo) und Cello (Elena Tkachenko), die sich ganz schnell zu kämpferischen Duellen wandelten, bei der das temperamentvolle Cello der virtuosen Violine ordentlich Paroli bieten konnte – wie im richtigen Leben halt. Dazu gut aufeinander eingespielte Streicher – wie eine große Familie, die das Ehedrama begleitete. Das Cembalo als unauffällig das System stabilisierende „Tante“, die an einer Stelle mit großer Weisheit ihre Meinung zu dem Ganzen referierte – einfach herrlich. Man kann Musik so unterschiedlich hören, von ihr inspiriert und zu ganz eigenen Gedanken angeregt werden.
Das Besondere an dem Konzert war wohl auch die Atmosphäre. Die Akustik der gut gefüllten ehemaligen Synagoge und jetzt Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde ließ alle Stimmen äußerst differenziert erstrahlen – vielleicht auch, weil die Musiker auf dem Resonanzkörper des Taufbeckens platziert waren… ich weiß es nicht. Gleichwohl ließen Tschaikowski Jahreszeiten (op. 37b) im zweiten Teil des Konzertes den Klangkörper der brillant spielenden Kammerphilharmonie zu einem Ganzen verschmelzen – ausdrucksstark, kräftig, ohne ins allzu Wuchtige abzudriften. Das abschließende Stück des mir unbekannten Aldemaro Romero aus dem Heimatland des Solisten – Venezuela – verzauberte durch seine Überraschungen. Begann es doch fast „harmlos“ geordnet wie eine Fuge von Bach, so drehte die Fuga con Pajarillo mit südamerikanischen Temperament voll auf. Und wer glaubte, den Walzer mitschunkeln zu können, sah sich ganz schnell mitten in lateinamerikanischen Rhythmen aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Leben ist doch sehr komplex.
Die begeisterten Zuhörer applaudierten heftig. Die Blumen für den Solo-Violinisten wanderten dann auch ganz schnell weiter an die Cellistin. Irgendwie passend … dachte der Eheberater so bei sich.
Autor und Bildrechte: Andreas Bochmann, Eheberater, www.rede-raum.de