Gottesdienst (Predigt: Andreas Bochmann)
Feb
Täglich treffen wir Entscheidungen. Beim Aufstehen, beim Anziehen, beim Frühstücken. Ob beim Einkaufen oder Wählen, ob bei der Lebensplanung oder in der Gestaltung unseres geistlichen Lebens. Wir entscheiden, was wir tun – oder nicht tun – und manchmal haben wir keine Wahl. Denke ich an Krankheiten, die das Leben bestimmen, oder Situationen wie die im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg, oder die Brände in Hollywood. Von heute auf morgen, ja manchmal in wenigen Minuten und Sekunden ist nichts mehr, wie es war oder sein sollte. Behaltet das Gute! Dazu ermutigt uns die Jahreslosung aus 1. Thessalonicher 5,21. Zuvor soll gehört und geprüft werden. Hinhören, hinsehen, behalten. Das beinhaltet sich zu entscheiden und zu wählen.
Das Gute herausfinden und dieser Spur folgen. Die vertrauten Worte aus Psalm 103 klingen dabei immer wieder im Ohr: „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat.“ Und dann werden verschiedene Aspekte des Guten benannt. Das Gute zeigt sich in der Erfahrung von Vergebung, Heilung, Befreiung, Würde, Freude, Erneuerung, Kraft, Gerechtigkeit und Recht. Gott zeigt sich mit seinem Wesen, das von Barmherzigkeit, Geduld und Güte geprägt ist. Was für ein Gott! Ein Begleiter im Leben und Sterben, der seine Nähe zugesagt hat. Und es ist eine Entscheidung, sich ihm anzuvertrauen, ihm zu folgen, ein Leben mit ihm zu wagen. Welche Freude, dass wir jetzt im Februar einen Taufgottesdienst feiern, in dem Menschen bezeugen, dass sie mit Jesus leben wollen, ein Leben in seiner Nachfolge wählen. Im März wird die Gemeinde mich
verabschieden und ich mich von ihr. Beziehungen sind gewachsen, andere hatten keine Chance zu werden. Da sind weinende und lachende Augen – auch bei mir. Vorfreude auf der einen Seite, Loslassen auf der anderen. In Vorbereitung für diesen Text, las ich meine Andacht, die ich zur Jahreslosung 2019 schrieb. Zu sieben Jahreslosungen durfte ich Texte schreiben und den
ersten Text hätte ich fast hier so wieder abdrucken lassen können. „Suche Friede und jage ihm
nach!“ (Psalm 34,15), war damals der Text und ich will nur folgenden Abschnitt daraus wiedergeben: „Friede ist mehr als die Abwesenheit von Streit, Krieg und Konflikten. Frieden beginnt nicht dort, wo Menschen Situationen oder einander aus dem Weg gehen. Frieden wird
erfahrbar, wo Heilung beginnt, Versöhnung stattfindet, Gottes Gegenwart gesucht wird. Heilung im Herzen. Versöhnung mit Geschichte und Menschen. Gespräche mit Gott. Möge Gott uns den Mut geben, Dinge zur Sprache zu bringen: vor ihm, im Gebet, in Gesprächen mit Menschen, ob in der Seelsorge oder auf dem Weg hin zum Frieden, der im eigenen Herzen beginnt.“ Als ich mich für den Text des letzten Vorwortes von mir im Gemeindebrief der EFG Schönebeck, SCHALOM-Haus, entschied, wählte ich den Wochenspruch für den Sonntag, an dem ich verabschiedet werde. Am Sonntag, 23. März, heißt es aus Lukas 9,62: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Viele Schlussworte, Bibelverse, standen zu Auswahl. Warum ich mich für diesen Vers entschied? Es ist meine Haltung, nach vorne zu sehen. Vielleicht kennt Ihr das Lied: „Ich bin entschieden, zu folgen Jesus, niemals zurück“ ... da heißt es dann: „die Welt liegt hinter mir, das Kreuz steht vor mir“. Und der Blick auf Jesus, auf das Kreuz und auf den wiederkommenden Herrn, ist mir wichtig – in allen Lebenslagen, Situationen, Herausforderungen. Und auf meinem Kreuz, das ich bewusst im Dienst trage, ist der Vers aus Lukas 9,60 eingraviert, also zwei Verse vor dem Wochenspruch, für den ich mich entschieden habe. Mich erinnert Lukas 9,60 an meine Berufung: „deine Aufgabe ist das Leben, nicht der Tod –verkündige Du die Herrschaft Gottes!“, so las ich es damals in der Übertragung „willkommen daheim“. Auch wenn wir uns jetzt eine neue Wohnung einrichten, uns freuen anzukommen, neue Aufgaben, in einer neuen Gemeinde auf mich warten –schaue ich nach vorne auf Jesus, werde ich singen, beten und gehen auf Gottes Wegen und das meine treu tun, wie es in dem Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ heißt. Dabei nehme ich Gutes im Gepäck mit, und Belastendes lasse ich los, denn Ballast brauche ich nicht, und lebe lieber mit leichtem Gepäck, auch wenn wir beim Umzug ganz schön was zu bewegen und zu transportieren haben. Behalte das Gute. Ich entscheide mich für: Erinnerungen an Gottesdienste und Beziehungen, die gewachsen sind, Menschen, die mit mir und uns Leben geteilt haben, wo wir einander Wegbegleiter sein konnten, auf dem Weg des Lebens und Glaubens. Dank für gemeinsame Zeit. Dank für herausfordernde Zeiten. Dank für Verwurzelung und Wachstum. Dank für Reibung und Wärme. Danke für offene Türen und Oasenzeiten. Dank an einen treuen Herrn, der getragen, gestärkt, gewürdigt und geführt hat. Euch / Ihnen bleibt mir nur Gnade und Frieden zu wünschen. Schalom, auch im Namen meines Mannes,
Eure/Ihre
Claudia Sokolis-Bochmann
Im Rahmen der Winteroase laden wir zu einer Lyriklesung am 20.02.2025 in unser Schalom-Eck ab 17:00 Uhr Herzlichst ein .
„Mit Worten will ich nach dir suchen“
Lyriklesung mit Michael Götz (Berlin)
Michael Götz, 1962 in Sondershausen geboren, wuchs in Arnstadt und Neuruppin auf. Nach Berufsausbildung mit Abitur in Ludwigsfelde studierte er Theologie am Theologischen Seminar Friedensau (Sachsen-Anhalt). Er war Gemeindepastor in Gera, Quedlinburg, Dresden und Berlin. Derzeit arbeitet er im kirchlichen Verwaltungsdienst als Leiter des Advent-Wohlfahrtswerkes Berlin-Brandenburg und Mitteldeutschland. Darüber hinaus geht er einem Seelsorgeauftrag am Hospiz Friedensberg in Lauchhammer nach.
Das lyrische Schreiben entdeckte er zu Beginn der Coronapandemie für sich. Seine Texte veröffentlichte er bisher in drei Gedichtbänden: „Vom Wort will ich mich finden lassen“ (2022), „Mit Worten will ich nach dir suchen“ (2023) und „Spür nach Leben mich verlangen“ (2024). Michael Götz hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau Birgit in Berlin.
Lesung & more 8. März 2025 19:00 Uhr SCHALOM-Eck
Thomas Weigel list aus seinem 2. Roman "Tobias und der Rote Teppich"
Tobias ist auf der Suche nach sich selbst und der Frau des Lebens. Ohne FDJ und Jugendweihe chancenlos auf Abi und Studium, wählt er die Ausbildung zum Koch, arbeitet im Palasthotel in Berlin, trifft dort Mitglieder des Politbüros, Helga Hahnemann oder Sudel-Ede. Er schmuggelt Bibeln in die Sowjetunion, spielt dramatische Schachpartien und engagiert sich in der christlichen Jugendarbeit. Im Schloss Mansfeld verliebt er sich in Angela. Wird Sie due große Liebe?
Ein spannender Roman für alle, die sich für das Leben in den 80er Jahren in der DDR interessieren.
Konzertreihe der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie führte am 05.05. 2024 in unser SCHALOM-Haus.
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie und ihr Förderverein feiern 30 Jahre musikalische Vielfalt im Salzlandkreis. Von geschichtsträchtigen bis außergewöhnlichen Spielstätten - die KLÄNGE IM RAUM erkunden die kulturelle Vielfalt vor der eigenen Haustür. Eine Spurensuche voller Schätze und Kleinode, die auch wieder in einige Kirchenkreis-Gotteshäuser führt: unter anderem nach Atzendorf, Egeln Nord, Gottesgnaden und Schadeleben.
Hier eine kleine Rezension von Andreas Bochmann, eines Zuhörers, die wir gerne veröffentlichen.
Da spielte die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie anlässlich der 30 Jahre „Klänge im Raum“ am Sonntagnachmittag dem 05. 05. 2024 im SCHALOM-Haus in Schönebeck die wunderbaren Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi … und ich Kunstbanause dachte statt an Frühling, Sommer, Herbst und Winter an „Szenen einer Ehe“.
Zu schön waren die süßen Duette zwischen Violine (Alejandro Carrillo) und Cello (Elena Tkachenko), die sich ganz schnell zu kämpferischen Duellen wandelten, bei der das temperamentvolle Cello der virtuosen Violine ordentlich Paroli bieten konnte – wie im richtigen Leben halt. Dazu gut aufeinander eingespielte Streicher – wie eine große Familie, die das Ehedrama begleitete. Das Cembalo als unauffällig das System stabilisierende „Tante“, die an einer Stelle mit großer Weisheit ihre Meinung zu dem Ganzen referierte – einfach herrlich. Man kann Musik so unterschiedlich hören, von ihr inspiriert und zu ganz eigenen Gedanken angeregt werden.
Das Besondere an dem Konzert war wohl auch die Atmosphäre. Die Akustik der gut gefüllten ehemaligen Synagoge und jetzt Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde ließ alle Stimmen äußerst differenziert erstrahlen – vielleicht auch, weil die Musiker auf dem Resonanzkörper des Taufbeckens platziert waren… ich weiß es nicht. Gleichwohl ließen Tschaikowski Jahreszeiten (op. 37b) im zweiten Teil des Konzertes den Klangkörper der brillant spielenden Kammerphilharmonie zu einem Ganzen verschmelzen – ausdrucksstark, kräftig, ohne ins allzu Wuchtige abzudriften. Das abschließende Stück des mir unbekannten Aldemaro Romero aus dem Heimatland des Solisten – Venezuela – verzauberte durch seine Überraschungen. Begann es doch fast „harmlos“ geordnet wie eine Fuge von Bach, so drehte die Fuga con Pajarillo mit südamerikanischen Temperament voll auf. Und wer glaubte, den Walzer mitschunkeln zu können, sah sich ganz schnell mitten in lateinamerikanischen Rhythmen aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Leben ist doch sehr komplex.
Die begeisterten Zuhörer applaudierten heftig. Die Blumen für den Solo-Violinisten wanderten dann auch ganz schnell weiter an die Cellistin. Irgendwie passend … dachte der Eheberater so bei sich.
Autor und Bildrechte: Andreas Bochmann, Eheberater, www.rede-raum.de